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Zu Gast bei der Ovambo-Hochzeit Teil 2

Ohne Klo und Dusche zu sein, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Doch dann überwinde ich mich und gebe meinen Widerstand auf. Ist halt so, es geht in den Busch aufs Klo. Wir befinden uns im Norden Namibias, in einem Kraal.  Strom gibt es nicht und das Wasser zapft man sich an einer Quelle. Genügend Sand ist vorhanden, um seine Hinterlassenschaften zu bedecken. Außerdem ist es so trocken, dass die Exkremente schnell austrocknen.

Später erfahre ich von einer meiner Lehrerinnen im Creabuntu-Projekt, dass auch sie keine Toilette zu Hause hat. Und das in Windhuk! Also im Township von Windhuk, in Katutura. Sie sagt, es sei ein Problem, und sie wünsche sich eine Toilette. Doch zahlreiche Anfragen bei der Stadtverwaltung hatten nur für Absagen gesorgt. In Katutura wird illegal gesiedelt, deshalb ist die Stadtverwaltung auch nicht bereit, sich um Toiletten zu kümmern.

 

Doch zurück zur Hochzeit, auf der wir zu Gast im Ovamboland sind. Nach dem langen Besuch in der Kirche geht es endlich zurück ins Dorf, die Geschenke-Zeremonie und anschließender Feier im Festzelt soll bald stattfinden. Wir haben uns mit dem Zeremonienmeister angefreundet und er hält uns im Bilde, was als nächstes passieren wird.    

Als es im Konvoi durch tiefen Sand zurück ins Dorf geht, muss die Braut vor dem Eingang zum Kraal im Schatten warten, bis sie hinein darf. Denn das Catering-Team ist noch nicht fertig und Elisabeth darf erst ins Festzelt, wenn das Büfett aufgebaut ist. Davor soll noch die Geschenkübergabe über die Bühne gehen. Ich bedauere Elisabeth, die in ihrem weißen Brautkleid in der Hitze (wenn auch im Schatten) ausharren muss, bis es weitergeht. Seit Tagen hält sie schon tapfer durch. Denn die Hochzeit dauert insgesamt fünf Tage. Sie beginnt mit der Verkündung im Dorf, und dann folgen Verwandtenbesuche und Rituale wie zum Beispiel, dass die Braut mit Blut und Öl eingeschmiert wird.

Elisabeth und ihr Bräutigam sind still, sie sagen nicht viel während der Feier, das gehört auch dazu. Die Frauen, die immer um sie herumtanzen und ihre Trauzeugen nehmen Glückwünsche und Geschenke entgegen. Elisabeth ist eine junge Frau, die nach der Hochzeit ein Jahr im Dorf ihrer Schweigereltern verbringen soll. Erst nach diesem Jahr dürfen ihr Mann und sie in ein eigenes Zuhause ziehen.

 

Als Geschenke haben wir Geld, eine Pfanne und ein paar geräucherte Bratwürste mitgebracht. Da viel gesungen wird, werden wir ebenfalls ein Lied vortragen, und zwar ein alemannisches Fasnetslied in dem es um Würste und Heiraten geht. „Mädle  moinsch magsch mi“, haben wir uns als kleinen Gag zum Singen ausgesucht. Als es endlich soweit ist, versammelt sich eine große Menge Festgäste im Kraal. Das Brautpaar sitzt vorne, daneben in einer Ecke das Familienoberhaupt und die älteren Männer. Die Frauen tanzen und lassen ihr schrilles Freudengeschrei ertönen. Der Zeremonienmeister hält eine lange Rede auf Oshivambo. Anschließend treten unter Freudengeschrei Frau mit leeren Körben auf dem Kopf ein. In diese werde die Geschenke gelegt. Jeder muss dazu vor das Brautpaar treten. Als wir an der Reihe sind, bin ich etwas nervös. Ich halte die Bratpfanne (die Braut wünschte sich Haushaltsgegenstände) mit den Würsten darin (diese haben wir beim deutschen Metzger in Windhuk besorgt) vor mich. Mein Mann hat den Behälter mit dem Geld in der Hand, das ebenso als Geschenk gewünscht wurde. Nachdem der Zeremonienmeister um Ruhe gebeten hat, singen wir unser Fasnetslied und bekommen dafür hinterher Jubelrufe. Elisabeth hat keine Miene verzogen, aber das hat sie schon den ganzen Tag über nicht. Wir legen die Geschenke in die Körbe. Anschließend sagt uns der Zeremonienmeister, dass er uns gerne auf seiner eigenen Hochzeit hätte - als Gäste mit genau diesem Auftritt.

 

Im Festzelt ist das Büfett aufgebaut. Plastikstühle sind in weiße Hussen eingekleidet, Tische mit Tischdecken und Plastikblumen geschmückt. Ein Band müssen die Brautleute durchschneiden, um in das Festzelt zu gelangen. Wir wundern uns allerdings, dass nur eine kleine Gruppe an den Tischen Platz nimmt. Der Rest singt, trommelt und isst an den Lagerfeuern. Wir sitzen an Tischen und sollen nun alle gemeinsamen Sektflaschen öffnen. Der Zeremonienmeister zeigt, wie es geht. Es wird allerdings dunkel und da es kein Strom gibt, essen wir im Dunkeln. Grillfleisch, Kartoffelsalat mit Unmengen an Mayo drin, Gemüse, Reis und Pasta wird angeboten. Auch wir halten es nicht so lange im Festzelt aus. Bald sitzen wir wieder am Feuer und lauschen dem Gesang und den Trommeln. Mit einem Generator wird ein riesiger Lautsprecher betrieben, aus dem Musik dröhnt. So geht es die ganze Nacht. Doch weil wir hundemüde sind, schlafen wir trotz des Lärms schon vor Mitternacht ein.

 

Mit meiner Freundin konnte ich nicht viel Zeit verbringen, weil sie beschäftigt war, aber das sagte sie ja schon im Vorfeld. Wir haben neue Freundschaften geknüpft und es war mit Sicherheit nicht unser letzter Besuch im Ovambo-Dorf. Vielleicht dürfen wir unser Fasnetslied dort einmal wieder zum Besten geben.